Multitasking oder die Kunst einen Kaktus zu umarmen

Sawubona,  ich wünsche dir ein kurzweiliges Lese-Erlebnis.

Sarei. Kleine Teezeremonie. Ich habe viele Male zugeschaut. Aus unserer Gruppe werde ich zum ersten Mal ausgewählt, den Tee an alle im Kreis auszuschenken. Ich gehe zum Zenlehrer, verbeuge mich und warte auf das Zeichen mich vor ihn hinzuknien, um die Teekanne mit beiden Händen entgegenzunehmen. Es sind einige wenige Schritte, die ich beim Teeaus-schenken befolgen muss. Dennoch gelingt es mir nicht wie gefordert. Wenn ich kleine Fehler bemerke, bin ich irritiert und werde leicht nervös. Das hätte ich nicht erwartet. Sarei ist eine wirkungsvolle Aufmerksamkeitsübung.

Und im richtigen Leben?
  • Schatzi bekommt beiläufig einen Guten-Morgen-Kuss hingehaucht, weil ich mir gerade einen Kaffee zubereite.
  • Beim Telefonieren schreibe ich schnell noch meine E-Mail zu Ende.
  • Beim Gestalten meiner Posts piept mein Handy. Ich höre am Ton, wer mir die Nachricht geschickt hat und schaue sofort nach.
  • Beim Gassi-Gehen rauschen mir tausend Sachen durch den Kopf.
  • Während einer Zoom-Session schaue ich meine Termine für morgen im Kalender an.

Mehrfachaufgabenperformanz. Ich schmeiß mich weg. Was für ein doofes Wort?! Gemeint ist Multitasking: Die Ausführung zweier oder mehrerer Auf-gaben zur selben Zeit oder abwechselnd in kurzen Zeitabschnitten.

Da hat uns der vermeintlich hektische Alltag wieder. Bei vielen läuft Alltag fern ab von Aufmerksamkeit als wäre das richtige Leben eine andere Welt. Ablenkungen lauern überall. Wir erledigen Dinge schnell mal eben beiläufig und können uns anschließend kaum dran erinnern etwas getan zu haben. Klingel, piep – BÄNG und futsch ist die Konzentration. Studien zeigen, dass Probanden nach einer Arbeitsunterbrechung bis zu 20 Minuten brauchen, um den Faden wieder dort aufzunehmen, wo sie vorher ausgestiegen sind. Diese Nummer nur 3-mal täglich und eine ganze Stunde ist verdaddelt.

Mythos Multitasking

Abläufe beim Autofahren sind bei uns allen automatisiert. Die Verarbeitung leistet das Kleinhirn im Unterbewusstsein. Aber bewusstes Paralleldenken über unser Großhirn ist viel zu aufwendig, sagt Henning Beck, Neurobiologe. Wir können uns beim Radfahren gerade noch parallel unterhalterhalten, aber mehr auch nicht.

Bei komplexen Tätigkeiten müssen wir über jede einzelne Aufgabe nach-denken. Dafür nutzen wir Teile des Großhirns. Laut Henning Beck können wir schon rein anatomisch keine anspruchsvollen Denkleistungen zur gleichen Zeit bewerkstelligen. Auch nicht, wenn wir üben. Multitasking ist also nur eine Illusion! Französische Forscher der Ecole Normale Supérieure in Paris haben 2010 belegt, dass Menschen maximal blitzschnell zwischen 2 Aufgaben hin- und herwechseln können. Ende der Fahnenstange. Aus die Maus.

Viel Zeit und viele Fehler

Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln –  von Aufgabe zu Aufgabe springen – kostet im Hirn zu viele Ressourcen. Henning Beck konnte nach-weisen, dass Multitasking keine Zeit einspart, aber die Fehlerquote deutlich erhöht. Und das bei enormen Energieverbrauch. Eine Studie der Stanford University ergab, dass Probanden, die regelmäßig mehrere Medien zur selben Zeit nutzten, bei Konzentrationsaufgaben mehr Fehler machten. Bei der Kontrollgruppe war das nicht der Fall, weil sie viel weniger Medien nutzten. Der Neuowissenschaftler  Henning Beck empfiehlt: „Konzentriere dich auf eine Sache und mache sie richtig! Dann machst du auch weniger Fehler.“ Übrigens konnte bisher das Märchen, dass Frauen Meisterinnen des Multitasking sind, wissenschaftlich nicht bestätigt werden.

Konzentration

ist bei Wikipedia definiert als willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Tätigkeit, das Erreichen eines kurzfristig erreichbaren Ziels oder das Lösen einer gestellten Aufgabe.

Konzentration erfordert geistige Anstrengung und lässt mit der Zeit nach. Aha, wusste ich`s doch: Sich anstrengen ist bei den meisten nicht so beliebt. Aber es kommt noch besser, denn jeder kann üben zunehmend länger seine Konzentration aufrechtzuerhalten. Uff, das klingt jetzt definitiv nach Arbeit.

Aber lohnt dieser Aufwand?

Er hatte viel Erfahrung im Digitalgeschäft und ein tiefes Verständnis für Kundenan-forderungen, Geschäftsmodelle und digitale Marken. 2017 übernahm er eine Agentur. Ich rede von Lasse Rheingans. Über seine Einführung des 5-Std-Tages 2018 in seiner Agentur hatte ich schon mal berichtet. Er schrieb darüber ein Buch und hielt Vorträge dazu, denn #digital erfordert eine Haltung, Arbeitsweise und ganzheitliches Denken. Gerade in Deutschland sind wir leider immer noch meilenweit davon entfernt. Wir verstehen #digital immer noch viel zu technisch, betont Lasse Rheingans und das spüre ich jeden Tag auch.

Es geht darum, über das Technische hinaus Neues ganzheitlich und unter-nehmerisch anzuschieben. Lasse Rheingans sucht nachhaltige Wege, die zukunftsfähig sind. Aber ohne daran Tag und Nacht zu arbeiten, sondern mit allen 20 Mitarbeitern von 8 bis 13:00h täglich in einer 25-Stunden-Woche.

Das Ergebnis? Konzentration führt zu höherer Produktivität, weniger Fehler und guten Ergebnissen. Begeisterte Mitarbeiter sind weniger krank und bringen eigene Ideen mit ein. Sie wollen nirgendwo anders arbeiten, weil sie nirgends mehr Zeit für ihre Familien und Privates haben. Das ist ein klarer Wettbewerbsvorteil und unbezahlbar bei unserem heutigen Fachkräfte-mangel. 

Und Ideen für Freiberufler:innen?

Diese Zukunft beginnt nicht demnächst, sie läuft bereits. Konzerne rüsten um. Microsoft hat die Münchener Büros nach Anforderung von New Work umgebaut. 1100 Arbeitsplätze in plug & play, obwohl sie 1.900 Mitarbeiter am Standort haben. Ein Mix aus Büro und Homeoffice, keine festen Arbeits-plätze, aber Arbeitszonen für konzentriertes Arbeiten. Über das Notebook ist jeder Arbeitsplatz einzeln vom Licht bis zur benötigten Technik steuerbar.

KMU`s (Kleine und mittelständische Unternehmen) wie die Firma von Lasse Rheingans, gestalten ebenfalls Arbeitsplätze im Büro nach neuen Anforder-ungen um. Denn auch Lasse Rheingans glaubt nicht an ein Zurück zum alten Arbeitsstil wie er mal war. Neue Arbeits-konzepte sind gefragt.

Sind das nur wenige Vorreiter? Gibt es einen Aufbruch der breiten Masse der Freiberufler:innen? Oder hoffen immer noch viele auf die Rückkehr zum alten offline Normalgeschäft? Eine abwartende Haltung kostet jetzt wertvolle Zeit die neue Arbeitswelt mit kreativen Ideen mitzugestalten.

In Mentorings beobachte ich, dass Freiberuflerinnen eher selten eine Dienstleistung auf eine Gruppe „richtiger“ Kunden ausrichtet. Die Hoffnung, viel anzubieten, um breitflächig Kunden abgreifen zu können, enden für die meisten zwischen den Stühlen. Sie gewinnen gar keine oder zu wenig Kunden. Der andere Trugschluss ist, dass ein ganzer Bauchladen voller Dienst-leistungen mehr Geschäft verspricht. Aber ein großes Portfolio adressiert auch oft unter-schiedliche Kundengruppen! Das heißt, es müssen viele „richtige“ Kundengruppen bedient werden und macht Business unnütz komplex. Das Profil verwässert, erfordert deutlich mehr Energie und Budget, weil auf vielen Hochzeiten getanzt wird.

Wie fokussiert arbeitest du?

New Work ist ein Arbeitsstil, der vom dezentralen, selbstständigen Arbeiten und besserer Ver-einbarkeit von Familie & Beruf geprägt ist. Freiberuflichkeit passt perfekt ins Bild. Aber was müssen Freiberufler:innen anders machen als bisher, um in der neuen New Work Welt erfolgreich mitzumischen?

Allein ist das kaum zu stemmen. Eine Gemeinschaft vernetzter Gleich-gesinnter, die sich regelmäßig austauschen und sich in allen unternehmer-ischen Fragen unterstützen, ist Gold wert. Eine Gruppe, die mit hoher Energie plant, anpackt und umsetzt. Devise: Get it done! Konzentriert in kürzerer Zeit Ergebnisse liefern, um danach die Früchte der neuen Lebens-qualität zu genießen: Zeit für Familie, Freunde und Hobby. So sieht für viele Zufriedenheit, Lebensfreude und Glück aus.

Selbst arbeite ich in einer international aufgestellten Gemeinschaft mit anderen Entrepreneurinnen zusammen. Zusätzlich habe ich einen Buddy in Wien und tausche mich mit ihr 2 x wöchentlich zu laufenden Projekten aus. Wir uns gegenseitig zu allen Projektstufen regelmäßig Feedback. Das ist wertvoller Input von dem wir beide profitieren, obwohl wir aus unter-schiedlichen Branchen kommen. Da wir aber gleiche Ziele im ähnlichen Tempo verfolgen, haben wir zusammen unsere Produktivität spürbar gesteigert im letzten halben Jahr.

Fokussierung

bedeutet, sich für eine gewisse Zeit auf eine wichtige Sache zu konzen-trieren und diese durch-zuziehen bis zum süßen Ende. Das hat kaum eine so drauf wie Ali Brown (USA). Sie leitet weibliche Entrepreneure an 7-8-stellige Umsätze jährlich zu realisieren. Auf diese Business-Ebene spezialisiert, bietet sie Frauen weltweit eine exklusive Gemeinschaft, um weibliche Geschäftseinflüsse auf ganze Branchen zu stärken.

Ein weiteres Beispiel ist Marie Forleo, ebenfalls US-Amerikanerin. Sie coacht Klienten, damit diese ihr eigenes Leben maßgeschneidert gestalten. Aus dem Vollen schöpfen und all das möglich machen, was im eigenen Leben möglich ist. Und das ist i.d. Regel sehr viel mehr als viele vor diesem Prozess denken. Marie Forleo erreicht unglaublich viele Menschen mit ihrer Bot-schaft, macht selbst Millionen $ jedes Jahr und zeigt allen, wie viel der Coaching-Himmel hergibt.

Passion – Fokus – Umsetzung

Zwei Business-Frauen zeigen, was mit Konzentration erzielt werden kann. Beide Frauen haben bei NULL angefangen und aus eigener Kraft millionen-schwere Firmen aufgebaut. Nicht alles auf einmal, sondern eins nach dem anderen und immer konzentriert auf den nächsten Schritt. Diese beiden Frauen folgen konsequent ihrer Passion und haben konzentriert an der Umsetzung gearbeitet. FOKUS ist das Zauberwort! Die Buddhisten sagen:

  • Wenn ich gehe, dann gehe ich.
  • Wenn ich esse, dann esse ich.
  • Wenn ich schlafe, dann schlafe ich.

Konzentration kann jeder erlernen und üben. Am Ball bleiben und die Sache durchziehen ist der Unterschied zwischen einerseits „Anfangen und Aufgeben“ und andererseits Erfolg. Wie konzentriert bist du? Hier ein kleiner Test: Zähle deinen Atem, ohne dabei an Dinge wie Einkaufszettel und andere to do`s zu denken:

  • Setze dich hin und atmen ruhig.
  • Einatmen –(ausatmen) eins.
  • Einatmen – (ausatmen) zwei.
  • Einatmen – (ausatmen) drei…usw.

Ungeübte kommen i. d. Regel nicht bis 4 ohne dass das Kopfkino losgelegt hat. Aber wer oder was denkt dich da so automatisiert? Mein Meditations-lehrer gab mir mal die Aufgabe, zu lernen „Herrin im eigenen Haus“ zu sein, d.h. selbst zu bestimmen, wann ich was denke bis ich fähig bin gar nichts zu denken. Hast du schon mal gar nichts gedacht? Einfach nur Stille im Kopf? Kein einziger Gedanke, niente, nichts, nada! Wir sprechen gern von der Macht der Gedanken, weil Gedanken unser ganzes Leben gestalten. Alles was getan wird, wurde vorher gedacht.

ZEN bietet einen Weg,

Erkenntnisse zu gewinnen und Erfahrungen zu machen, wie du in diesem Leben freier, authentischer und glücklicher werden kannst. Dazu gehört zum einen ein klarer Geist, der wach, aufmerksam und mitfühlend sich selbst und die Umwelt wahrnimmt und zum anderen das Wissen um Ursachen und Wirkung aller Handlungen, Worte und Gedanken. Natürlich eignen sich auch andere Formen der Meditation und Aufmerksamkeitsübungen, um deine Konzentration zu steigern.

Fazit

Passion – Fokus – Umsetzung ist der Drei-Sprung, mit dem Business wirkungsvoll vorangetrieben wird. Das ergibt die Produktivität, die Resultate liefert.

  • Was nützen dir tausend Ideen, wenn du keine davon umsetzt?
  • Oder wenn du mehrere deiner Ideen startest, aber keine zu Ende führst?
  • Welche Ergebnisse bekommst du, wenn du heute dies vorantreibst und morgen etwas ganz anderes?
  • Wohin führt dich langes Grübeln, anstatt einfach loszulegen und im Verlauf zu sehen, was funktioniert oder nicht?

Richtig, es führt zu NICHTS außer zur nervösen Fahrigkeit in deinem Tun. Du vergeudest viel Zeit und Energie für äußerst magere Ergebnisse. Dafür lohnt es nicht Montagsmorgens aufzustehen. Multitasking funktioniert schlicht-weg nicht, denn es wirkt kontraproduktiv, erhöht den Stress ohne die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Eine höhere Produktivität hingegen kannst du durch Fokussierung auf deine Prioritäten sowie eine höhere Konzentration auf die Aufgaben erreichen. That`s the way to get things done!

Shikoba, sei nicht traurig, wenn ich dir die Illusion von Multitasking jetzt genommen habe. Fokus ist der Zaubertrank, denn in der Ruhe liegt die Kraft. Fühle dich angenommen in meiner New Work Welt.

Deine Ilka

P.S. Welche Erfahrungen hast du mit Multitasking gemacht? Ich freue mich auf deinen Kommentar. 

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